Dämonen
Unter Dämonen
versteht man Geistwesen, die zwischen Gott und dem Menschen stehen.
Meist werden sie als bösartig angesehen. Doch das war nicht
immer so.
Die ersten Dämonen
Dämon
© PantherMedia/ Andreas Marinski
Der Glaube
an Dämonen ist fast so alt wie die Geschichte der Menschheit.
Sie wurden hierarchisch unterhalb der Götter, aber über
dem Menschen angesiedelt.
In der Antike nahm man ihnen gegenüber eine vergleichsweise
neutrale Haltung ein. Sowohl in der babylonischen und altägyptischen,
wie auch in der griechischen und römischen Glaubenswelt wurde
die Existenz von guten wie auch bösen Dämonen angenommen.
Dass eine
dämonische Entität gut und böse in sich vereinen
konnte, wurde vor allem im antiken Griechenland geglaubt. Einigen
damaligen Vorstellungen zufolge besaß jeder Mensch einen
Dämon, der sowohl gut wie auch böse war und seinen Einfluss
sehr unterschiedlich ausübte.
Im alten Rom betonte man die inspirierende Wirkung der Dämonen
auf den Menschen. Geniale Gedanken und Ideen schrieb man gerne
dem Einfluss dieser im geistigen Raum handelnden Wesen zu.
Zu glauben,
dass Dämonen in früheren Zeiten verharmlost wurden,
wäre nicht richtig. Sie wurden häufig mit dem schlimmsten
Unglück in Verbindung gebracht. Man betrachtete sie sehr
häufig als Auslöser von Krankheit und Tod. Doch das
war von ihrem individuellen Charakter abhängig. In der Antike
entstand so manche Schrift, in der diese feinstofflichen Entitäten
in Kategorien eingeteilt wurden und Informationen über deren
Wesen, Merkmale und Wirkungsfelder enthielt.
Gesellschaftlicher
Abstieg: vom Gott zum Dämon
In antiken
Zeiten wurden Dämonen als Wesen zwischen dem Göttlichen
und dem Irdischen betrachtet. Sie dienten Menschen wie auch Göttern
unter anderem um zwischen dem Sakralen und dem Profanen
zu vermitteln.
Durch den Wandel der Zeit konnte es im Polytheismus immer wieder
vorkommen, dass Götter nur noch als Dämon verehrt wurden.
Man brachte ihnen möglicherweise weiterhin Opfer und betete
zu ihnen, doch wurden sie dann lediglich als Wesen betrachtet,
die man um einen astralen Gefallen wie beispielsweise eine Wahrsagung
bat, oder mit denen man ein Geschäft zu beidseitigem Vorteil
einging. Das Aufkommen des Monotheismus hat diesen Prozess gefördert
und für den Abstieg mancher ehemaliger Götter gesorgt.
Dämonologie
im Christentum
Durch den
Aufstieg des Christentums und der Kirche wandelte sich auch die
Dämonologie. Die inzwischen ausschließlich bösartigen
Entitäten wurden als gefallene Engel betrachtet. Ihre Haltung
dem Menschen gegenüber war feindlich. Ihr Wirken wurde als
reine Illusion eingestuft, wodurch sie das Christentum um einen
Großteil ihrer Macht brachte. Lediglich ihre Fähigkeit,
in die Zukunft zu sehen, wurde ihnen gelassen.
Insgesamt setzte sich das Christentum recht intensiv mit der Dämonologie
auseinander. Dies lag natürlich nicht an etwaiger Sympathie,
sondern an einem klaren Feindbild, das man möglichst genau
kennen wollte, um es besser zu bekämpfen.
Moderne Dämonen
Durch das
in den letzten zweihundert Jahren stärker werdende Interesse
an heidnischen Glaubensvorstellungen und vergessener Magie stieg
auch das Interesse des modernen Menschen an Dämonen. Alte
Schriften wurden wiederentdeckt. Zu diesen gehört das als
Goetia bekannte Buch, das auf König Salomon zurückgehen
soll und das Wissen um jene Dämonen wiedergibt, die der weise
Mann eingeschlossen und für seine Zwecke dienstbar gemacht
hat. Die babylonische Dämonologie des Necronomicon
inspirierte den Schriftsteller H.P. Lovecraft bei seiner Horrorliteratur,
die sehr viele Anhänger hat. Erwähnenswert ist auch
das Werk Engel der Verdammten von Anne Rice. In diesem
wird die Geschichte der babylonischen Gottheit Marduk erzählt.
Der im Kern gutartige Marduk wurde in dem Roman erst als Gott
verehrt, und wandelte sich zum Dämon synchron zu den
sich ebenfalls verändernden Glaubenswelten.
Die Unterhaltungsindustrie
benötigt die antiken Vorlagen nur bedingt. In unzähligen
Serien und Filmen kommen alle möglichen Dämonen vor.
Diese sind eigentlich immer böse und die Gegenspieler der
Helden. Als Beispiel könnte man hier die Serie Buffy
nennen, ebenso wie die Serie und den Film Twin Peaks
vom exzentrischen Regisseur David Lynch. Auch in der Horrorfilmreihe
Hellraiser steht ein Äther voller Dämonen
im Mittelpunkt.
Film und Literatur haben das Vorurteil vom bösartigen Dämon
meist verstärkt. Die inspirierenden und hilfreichen Aspekte
dieser Entitäten werden auch heutzutage eher vernachlässigt.
Und vielleicht ist das auch gut so. Denn selbst gemäß
noch so aufgeschlossener Sichtweisen ist die Beschwörung
von Dämonen ein höchst riskantes Unterfangen, das schnell
nach hinten losgehen kann.
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